Rückblick: Regionales Vernetzungstreffen Oldenburg - Reparieren mit SchülerInnen

Reparieren mit und an Schulen – nicht wenige Reparatur-Initiativen wünschen sich hier Kontakt, um junge Menschen vom Reparieren zu begeistern. Beim Vernetzungsnachmittag gaben Aktive aus vier unterschiedlichen Schul- bzw. Bildungsprojekten einen Einblick in die Arbeit mit SchülerInnen und standen für Fragen zur Verfügung:

Die IGS Kreyenbrück veranstaltet ein monatliches Repair Café im Zentrum der Kirchengemeinde – und öffnet so die Schule in den Stadtteil hinein. Die SchülerInnen werden im Fach "Lernen durch Engagement" sowie im Technikunterricht "Ausbildung zum ehrenamtlichen Zweiradmechaniker" auf den Einsatz im Repair Café vorbereitet, Techniklehrer Christian Dierking begleitet das Projekt, ihm stehen dafür auch wöchentlich zwei Schulstunden zur Verfügung. Den Auf- und Abbau, Empfang, Cafébetrieb und Transport der Werkzeuge übernehmen die SchülerInnen eigenständig, reparieren Fahrräder und unterstützen auch andere Reparaturen, beispielsweise indem sie die defekten Geräte zunächst zerlegen.Ehrenamtliche Reparaturhelfer*in*innen sind ebenfalls immer vor Ort. Zu lernen gibt es für die 7.- und 8.-Klässer vieles – nicht nur das Reparieren. Wie kocht man Kaffee? Wie hält man die Küche in Schuss? Wie kommuniziert man mit den Gästen oder organisiert die Aufbaulogistik? Sie lernen im Machen, der Lehrer gibt einen Vertrauensvorschuss und erlaubt auch Fehler – denn aus denen kann man lernen.

 

Die Let's MINT-Reparaturwerkstätten entstanden aus der gemeinnützigen Unternehmerinitiative Let's MINT e.V.  heraus, wo sich Handwerks- und Technikfirmen aus der Region Osnabrück-Münster zusammengeschlossen haben u.a. um Nachwuchs für ihre Berufszweige zu finden. Das geschieht bspw. durch Exkursionen in die Unternehmen. Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt konnte ein Pilotprojekt mit drei Schulen – der Ludwig-Windthorst-Oberschule Glandorf, der Geschwister-Scholl-Oberschule Bad Laer, der Gesamtschule Ibbenbüren – durchgeführt und dort Reparierwerkstätten für die Schülerinnen und Schüler eingerichtet werden. MitarbeiterInnen aus den beteiligten Unternehmen oder ehemalige Beschäftigte in Rente unterstützten die SchülerInnen mit ihrem Know-How. Repariert wurde im Rahmen der Werkstatt-AG was die mitwirkenden SchülerInnen selbst von zu Hause mitbrachten, aber auch, was in der Schule von anderen MitschülerInnen, im Lehrerkollegium eingesammelt und von Menschen aus der Umgebung abgegeben wurde.
Frau Rehder betonte, wie wichtig einE für die Sache begeisterteR LehrerIn bzw. Schulleitung an der Schule ist, um ein Reparaturprojekt erfolgreich auf die Beine zu stellen. Um Details und Zuständigkeiten zu definieren, empfiehlt sich ein Kooperationsvertrag zwischen Schule und externem Partner. Wie auch bei den Kreyenbrücker SchülerInnen gewannen die Jugendlichen Selbstbewusstsein durch das Reparieren, konnten ihre Konzentration und Ausdauer stärken und steigerten ihr Umweltbewusstsein.

 

Am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Hamburg begleitete das Repair Café Sasel den Start eines Reparaturcafés, das drei Mal jährlich an einem Samstag stattfindet. Auch hier betont Kristina Deselaers, wie wichtig eine engagierte Lehrkraft vor Ort ist. Um für etwaige Ausfälle gewappnet zu sein, ist auch eine "Doppelspitze" aus zwei Lehrkräften empfehlenswert. Um als externes Team aus Ehrenamtlichen nicht der "Dienstleister" für die Schule zu werden, sollten organisatorische Entscheidungen der Schule überlassen werden – wenngleich natürlich Offenheit bei Fragen und Unterstützung beim Reparieren durch das Repair-Café-Team signalisiert wird. Auf diesem Weg kann das Projekt organisch wachsen entsprechend der Begebenheiten und Vorstellungen vor Ort.
Innerhalb der Reparatur-Initiative ist es hilfreich, sich über die Vorstellungen und Wünsche der Reparierenden im Umgang mit Kindern und Jugendlichen auszutauschen – denn hier steht nicht immer die zielstrebige Fehlersuche und Defektbehebung im Mittelpunkt, sondern es gilt, sich auf Neugier, Entdeckungslust und Experimentierfreude der Jüngeren einzulassen und so ein neues Reparaturtempo zu finden. Das liegt nicht jedem – und deswegen sollte ein Schulprojekt auch keine Pflichtveranstaltung für alle ehrenamtlichen Reparaturhelfer*in*innen sein. Wie auch in Kreyenbrück lernen die SchülerInnen hier im Tun, indem sie die Ehrenamtlichen am Empfangstisch und den Reparaturstationen begleiten.

 

Im offenen Ganztagsschulbereich repariert Hans-Joachim Schwan als Mitglied des Senior Experten Services im Rahmen der MINT-AG mit zwei Grundschulklassen. Neben dem Reparieren wird auch mit physikalischen Experimenten gearbeitet, wie beispielsweise dem Erstellen von Schaltkreisen und der Installation von kleinen Beleuchtungselementen und Solarzellen in Papphäusern. Neben dieser wöchentlichen AG können die Schulkinder (gemeinsam mit ihren Eltern) am Wochenende den externen Lernort "Kraftwerk Lohberg" besuchen und dort LED-Solarleuchten reparieren, die zuvor beim örtlichen Baumarkt gesammelt wurden.

 

Folgende Aspekte kamen im Austausch darüber hinaus zur Sprache:

 

Weitere Beispiele für Reparaturprojekte mit Kindern und Jugendlichen gibt es hier.
Leitfäden, Handbücher, Materialien etc. für Reparaturprojekte im Bildungsbereich sind hier zu finden.
 

  • Bei Ferienaktionen mit Kindern und Jugendlichen können die folgenden Themen aufgegriffen werden: Fahrradreparatur sowie Sport- und Freizeitgeräte; Öffnen und Zerlegen von defekten Altgeräten; Schrottroboter basteln, Schrottkunst, Upcycling; Basteleien mit LEDs; Laptopfilter reinigen;...
  • Die Reparaturanleitungen des Forschungsprojekts RETIBNE stehen nun online zur Verfügung: www.retibne.de
  • Wenn sich eine Initiative auf den Weg zu einem Schulprojekt macht, sollte das Team groß genug sein, dass mit der zusätzlichen Aktion die Verpflichtungen für die einzelnen Mitwirkenden nicht zu groß werden und vom Team gut aufgefangen werden. Niemand sollte verpflichtet werden, sich bei Extraaktionen zu beteiligen.
  • Das bedeutet auch, mit einer kooperierenden Schule eine Form zu finden, die für das ehrenamtliche Team gut durchführbar ist und sich z.B. nicht auf eine wöchentliche Arbeitsgruppe zu verpflichten, wenn wöchentliche Termine nicht abgedeckt werden können.
  • Immer wieder kommt die Frage auf: Wie kann der Kontakt zu Schulen bzw. Lehrkräften aufgenommen werden? Wie auch beim Gewinnen von Ehrenamtlichen führt die persönliche Bekanntschaft oft am weitesten. Ist auf diesem Weg kein Kontakt vorhanden, kann es einen Versuch wert sein, einen persönlichen Termin bei der Schulleitung zu vereinbaren, um sich und die Reparatur-Initiative mit ihren Ideen vorzustellen, und gleichzeitig auch die Vorteile und öffentlichkeitswirksame Effekte für die Schule anzuführen. Im besten Fall weiß die Schulleitung jemanden im Kollegium, der sich der Reparatursache annehmen kann.
    Grundsätzlich gilt: Wenn man an einer Stelle auf verschlossene Ohren und Türen stößt, heißt das nicht, dass es sich andernorts auch so verhält. Also nicht entmutigen lassen, sondern es auf anderen Wegen bzw. bei anderen Schulen versuchen.
  • Regionale Umweltbildungszentren können gute Ansprechpartner sein, um Schulen zu finden, die sich offen für nachhaltige Projekte zeigen – denn die Zentren arbeiten selbst mit den Schulen zusammen und können ihre Erfahrungen mit den Schulen aus der Region weitergeben.
  • Die Aufsichtspflicht sollte immer bei der Schule bleiben, um keine aufwändige Übernahme durch die Ehrenamtlichen erforderlich zu machen. Das bedeutet, dass immer jemand seitens der Schule beim Reparieren anwesend sein muss. Als externe Initiative, die sich an einer Schule engagiert, kann es sein, dass von der Schule ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis verlangt wird. Diese können idR kostenfrei persönlich bei der Kommune beantragt werden.
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