Rückblick: Regio-Vernetzungstreffen Hannover 2018

Nach Hamburg und Bremen trafen sich die norddeutschen Reparatur-Initiaitven in diesem Jahr zum regionalen Vernetzungstag in Hannover – genauer im schnieken Co-Working-Space Hafven, der nicht nur Arbeitsplätze, sondern u.a. auch Holz-, Textil- und Metallwerkstätten beherbergt. Mit dabei waren sowohl Projekte, die schon seit mehreren Jahren erfolgreich Reparatur-Cafés veranstalten, als auch gerade frisch aus der Taufe gehobenen Initiativen.

 

Bereits die Vorstellungs- und Kennenlernrunde zum Anfang zeigte: Obwohl alle Initiativen grundsätzlich das gleiche tun – nämlich ehrenamtlich zum gemeinsamen Reparieren einladen und Hilfe zur Selbsthilfe leisten –, ist doch auch jedes Projekt auf seine Art besonders. In Hildesheim beispielsweise entsteht ein Repair Café und offene Werkstatt im Rahmen der Wohnungslosenhilfe, in Wedemark tourt das Reparatur-Café jeden Monat zu einem anderen Ort der Verbandsgemeinde, in Thedinghausen enstand das Repair-Café im Rahmen der örtlichen Flüchtlingshilfe, in Lübeck kooperiert die Reparatur-Initiativen zeitweise mit dem örtlichen FabLab und in Wernigerode ist das Reparatur-Café an der Hochschule im Bereich Nachhaltigkeit angesiedelt.

 

Nach einigen aktuellen Informationen aus dem Netzwerk Reparatur-Initiativen diskutierte die Gruppe die Vor- und Nachteile eines digital verfügbaren Laufzettels und sammelte Ideen, wie dieser gestaltet sein müsste bzw. auf welchem Weg stattdessen Reparaturdaten der Initaitiven gesammelt werden können, um eine globale Statistik und belastbare Zahlen zu erhalten. Wichtig war allen Anwesenden, dass keinesfalls ein Ranking unter den Initiativen daraus resultieren sollte.

 

Weiter ging es nach der Mittagspause mit dem Thema "Repair Café und Fablab", für das das Repair Café Phillipus aus Lübeck von seiner Kooperation mit dem Lübecker FabLab berichtete. FabLabs (kurz für engl. fabrication laboratories) sind offene Technologiewerkstätten, in denen industrielle Fertigungsmaschinen wie 3D-Drucker, Lasercutter oder CNC-Maschinen für den persönlichen Gebrauch, die Entwicklung von Prototypen und zur Anfertigung von Einzelstücken zur Verfügung stehen. Gerade in puncto 3D-Druck berühren sich hier die Interessen mit denen der Repair-Cafés – auf Seite der FabLabs vorhanden sind Know-How und mit 3D-Druckern die benötigten Werkzeuge zur Herstellung passgenau gefertigter oder nicht mehr lieferbarer Ersatzteile, während in Reparatur-Initiativen genau danach immer wieder Bedarf besteht. Eine Reparatur-Veranstaltung im FabLab kann zudem für die Gäste eine besonderes Highlight sein, gibt es hier doch unbekannte Maschinen und Verfahren zu begutachten.
Um 3D-gedruckte Ersatzteile für Reparaturen im Repair-Café herzustellen, spricht man am besten im Vorfeld mit dem FabLab über Möglichkeiten und Grenzen, aber auch über Zeitaufwand und Kosten – vor allem das digitale Erstellen der Druckmodelle kostet Zeit, aber auch der Druck selbst kann je nach Größe und Umfang des zu druckenden Teiles mehrere Stunden dauern und so nicht unbedingt während der Reparaturveranstaltung erfolgen. Im Dialog lassen sich aber sicher Wege finden, Know-How und Bedarf zusammenzubringen. Ob es in der eigenen Region ein FabLab gibt, lässt sich über die Plattform www.fablabs.io bzw. www.offene-werkstaetten.org herausfinden.
Allgemeine Informationen zum Thema 3D-Druck sind auf unserem Blog hier zu finden – gemeinsam mit einer Zusammenstellung der Vorteile und Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Repair-Cafés. Über Anregungen dazu freut sich Anika Pape vom Sustainable Design Center e.V.

 

Im Anschluss daran gab Lars Gauster vom Reparatur-Café Dannenberg und Inhaber des Reparaturbetriebes Gauster-Haus einen Einblick in seine Arbeit als Reparaturdienstleister. Vom Verkauf von Neugeräten hat er sich mittlerweile weitgehend abgewandt – lediglich einige qualitativ hochwertige, gut reparierbare Produkte gehen noch über seine Ladentheke. Ansonsten repariert er als Dienstleister so ziemlich alles und manchmal auch eben genau das, was gar nicht zur Reparatur vorgesehen ist, weil vom Hersteller verklebt, fies verschraubt oder anderweitig unzugänglich produziert. In 90% der Fälle gelingt die Reparatur, manchmal auch auf kreative Art und Weise - und mit der entsprechenden Expertise und Leidenschaft lässt sich laut Gauster mit der Reparatur sehr wohl noch Geld verdienen.
Neben dem Reparieren spielt im Gauster-Haus auch das öffentlichkeitswirksame Engagement als Reparatur-Aktivist eine große Rolle – mit Stefan Schridde / Murks, nein danke! pflegt Lars Gauster einen engen Austausch, veröffentlicht Reparaturvideos auf seinem Youtube-Kanal und pflegt die Facebookgruppe Reparieren statt wegwerfen, wo sich über 4000 Tüftler*Innen bei den kniffligsten Reparaturfragen helfen. Das ehrenamtlich angebotene Reparatur-Café sieht Lars Gauster als persönliche Bereicherung für sich und sein Unternehmen. Die Gäste schätzen, was er kann, und erhalten hier Hilfe bei denjenigen Geräten, deren Reparatur sich finanziell als nicht rentabel erwiesen hätte. Gleichzeitig ergänzt das ehrenamtliche Projekt das Angebot, das das Gauster-Haus unter dem Motto „Schätzen und schützen“ seinen Kund*innen macht.

Zum Abschluss gab es noch eine bunte Brainstormingrunde zum Thema „Auf neuen Wegen zu neuen Interessierten“, wo die Teilnehmenden in kleinen Gruppen unterschiedliche Ideen sammelten, wo und wie neue Menschen vom gemeinsamen Reparieren erfahren bzw. einbezogen werden können. Die Ergebnisse der Runde sind hier gesammelt einzusehen.
 

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