Rückblick: Regionales Vernetzungstreffen Berlin

Verortung der teilnehmenden Projekte
Verortung der teilnehmenden Projekte
Ort unseres Treffens: Nirgendwo Kiezkultur- und Umweltzentrum
Ort unseres Treffens: Nirgendwo Kiezkultur- und Umweltzentrum

Ein Tag voll intensiver Diskussion und Austausch rund ums gemeinsame Reparieren in Berlin liegt hinter uns. Neben organisatorischen Fragen, Inspirationen aus den teilnehmenden Initiativen und politischen Forderungen für eine müllfreie Stadt standen u.a. Themenimpulse zum Fixfest Reparatur-Festival, Berlin-repair-Netzwerk und europaweiter Reparaturvernetzung auf der Agenda.

 

Themenimpulse

  • Reparieren in Europa
    Nicht nur in Deutschland vernetzen sich ehrenamtliche Reparaturprojekte. Mit unseren deutschsprachigen Nachbarnetzwerken steht das Netzwerk Reparatur-Initiativen im Austausch: RepaNet Österreich und die Stiftung für Konsumentenschutz Schweiz. Weitere Netzwerke gibt es in Großbirtannien (The Restart Project, Fokus auf Elektrogeräte, Erfassung von Reparaturdaten im Fixometer), Belgien (Repair Together) und natürlich in den Niederlanden (Stichting Repair Café). Noch ohne überregionale Vernetzung reparieren Initiativen in Frankreich, Italien, Dänemark, Norwegen und Schweden. 2017 hat sich auf dem ersten internationalen Fixfest die Open Repair Alliance gegründet, die das gemeinschaftliche Reparieren weltweit verbreiten und weiter sichtbar machen möchte und gemeinsam Reparaturdaten erheben will.
  • Zero Waste in Berlin - Forderungen an die Politik
    Die Ideen und Forderungen an die Berliner Landespolitik aus der Runde waren mannigfaltig und werden so auch weitergetragen. Neben der Forderung, das Ehrenamt auch finanziell zu fördern, sei es durch Steuerfreibeträge, Gutschriften für Reparierende oder die Übungsleiterpauschale für die Koordinierenden der Reparaturinitiativen spielten auch Forderungen nach der Förderung von Infrastruktur wie Räume und Werkzeuge eine zentrale Rolle. Die Diskussion zeigte auch darüber hinaus sehr konkrete Hilfestellungen, die seitens der Landespolitik die Reparaturtätigkeiten stark erleichtern würden: Die Übernahme der Haftpflichtversicherung für die Reparaturtätigkeit durch das Land Berlin und ein 3D-Druck-Zentrum für Ersatzteile wurden besprochen. Wichtig war den Teilnehmenden, dass die Förderung transparent, klar und unbürokratisch ablaufen kann, damit sie nicht nur auf dem Papier zur Verfügung steht, sondern auch leicht zugänglich ist. Auf übergeordneter Ebene wurden auch Themen wie die Nachhaltige Bildung von der Kita an diskutiert, um die Kultur des Reparierens wieder in der Stadtgesellschaft zu verankern. Als weitere mögliche Beispiele für Förderung seitens des Landes Berlin wurden wirtschaftliche Kooperationen mit Reparaturinitaiven sowie die Einrichtung fester Stellen zur Koordinierung der Reapraturaktivitäten genannt.
  • Kritische Rohstoffe in Handys
    Was kennzeichnet kritische Rohstoffe und warum sollten wir ihretwegen unsere Mobiltelefone möglichst lange nutzen? Zu dieser Frage informierte Jana Rückschloss vom Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration, stellte die Rohstoffkarten vor und wie man sich darüber hinaus zu dem Thema informieren kann. (Ein Satz Rohstoffkarten liegt dem Aktionspaket bei, das in Kürze vom Netzwerk Reparatur-Initiativen versendet wird!)
    Weitere Informationen hier.
    Die Karten können hier heruntergeladen werden.
  • Fixfest Reparatur-Festival
    Vom 20. bis 22. September 2019 veranstaltet der Runde Tisch Reparatur e.V. das internationale Fixfest Reparatur-Festival an der TU Berlin. Das Fixfest will Reparaturaktivist*innen, Produktentwickler*innen, reparierendes Gewerbe und Vordenker*innen rund um Reparatur zusammenbringen und einen Impuls für ein Recht auf Reparatur, Reparaturfreundlichkeit und Reparaturwillen setzen. Initiativen sind herzlich eingeladen teilzunehmen, aber auch eigene Themen einzubringen und zu gestalten oder sich als Mithelfende zu engagieren.
    Alle Informationen dazu findet ihr online.
  • Repara/kul/tur
    Das Forschungsprojekt Repara/kul/tur erforscht gemeinsam mit citizen scientists, also Bürgerwissenschaftler*innen, warum wir reparieren, wie wir uns mit Werkzeugen und zu reparierenden Gegenständen auseinandersetzen und wie wir uns in gemeinschaftlichen Selbermach-Projekten verorten. Eine Wanderausstellung soll die Ergebnisse der Forschungen sichtbar machen - sie wird zum Fixfest im September erstmalig präsentiert. Die MacherInnen erhielten von den Teilnehmenden Feedback zur Aufbereitung der Ausstellung - die z.B. als Hilfe dienen kann, nicht nur rund um Selbermachen, nachhaltiges Handeln und Konsum neudenken zu informieren, sondern auch zum Mitwirken und Vernetzen anregt und ein unterstützendes Werkezeug für die Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit lokaler Initiativen sein kann.
  • Berlin Repair
    Berlin Repair ist ein entstehendes Netzwerk, angestoßen von Stefan Schridde/Murks? Nein danke! e.V. und möchte nachbarschaftliche Reparaturkultur stärken, indem lokale Reparaturdienstleister, ehrenatmliche Reparatur-Initiativen, Reparaturprojekte an Schulen, Handwerkskammer und Wohnbaugenossenschaften vernetzt und in Austausch gebracht werden, um Synergien zu schaffen und gemeinsam Reparieren als Alltagspraxis zu etablieren. Wer mitmachen möchte, kann sich auf der Website eintragen: www.berlinrepair.org

 

Workshops

  • Wie regionale Vernetzung gestalten?
    Persönliche Begegnung ist zentral - kann aber begleitet werden von digitaler Vernetzung. Wünschenswertes Ziel ist gegenseitige Unterstützung mit Wissen und Tatkraft, wechselseitige Fortbildung und Teilen von Erfahrungen, Werkzeugen und Reparaturwissen. Auch das Austauschen zu und Wertschätzen von nicht-technischen Angeboten sollte Raum finden (z.B. Kooperationen mit Foodsharing o.ä.) Ein regelmäßiger Stammtisch kann helfen, Themen tiefer zu diskutieren - der Bedarf wurde im Rahmen des Vernetzungstages deutlich sichtbar. Konkret kann zum Fixfest im September ein weiteres Berlin-Treffen stattfinden.
  • Organisation von Reparaturcafés
    Haftpflichtversicherung für Reparatur-Initiativen über den Verbund Offener Werkstätten e.V.  - alle Informationen dazu hier.
    Wie bringen wir unser Reparaturangebot zu potentiellen NutzerInnen? Kooperationen mit lokalen Institutionen helfen dabei, Synergien zu schaffen und Informationen über verschiedene Netzwerke zu streuen. Konkret sind Ehrenamtsbörsen, Kirchengemeinden oder Seniorenvereine gute Anlaufstellen - oder man kontaktiert gezielt Angebote für Seniorinnen, um deren Ehemänner für den Einsatz im Reparaturcafé zu gewinnen. Bei Online-Angeboten wie MeetUp, Nebenan.de, WoLoHo-Newsletter u.a. ist Kontinuität wichtig, um das Reparaturangebot regelmäßig sichtbar zu machen. Da diese organisatorischen Aufgaben eine ganze Menge Zeit kosten können, ist es hilfreich, sie (von Beginn an) auf mehrere Schultern zu verteilen - damit jedeR Mitwirkende auch entbehrlich ist und nicht alleine in der Verantwortung steht. In diesem Sinne können z.B. auch Kuchenspenden durch die Gäste angeregt werden oder die BesucherInnen beim Aufräumen, Abbau etc. einbezogen werden.
  • Frauen reparieren!
    Die Geschlechterrollenverteilung in Reparatur-Initiativen ist oftmals mehr als traditionell: Männer reparieren Elektrogeräte, Frauen betreuen die Textilreparaturen, backen Kuchen und organisieren den Cafébereich. Was führt zu dieser Aufgabenverteilung? Welche Hürden verhindern eine andere Aufteilung; wie können wir diese abbauen?
    Am besten auch die beteiligten Frauen direkt fragen: Welche Wünsche habt ihr an den Umgang miteinander? Wie könnt ihr euch vorstellen, mehr selbst zu reparieren bzw. es zu lernen?
    Reparatur-Anleitungen von Frauen für Frauen: Um technische Fähigkeiten von Frauen sichtbar zu machen und weiterzugeben, findet Ende August in der Nähe von Berlin ein Techaton von She*fix statt. Hier weitere Informationen dazu.
  • Umgang mit Abfällen im Reparaturcafé
    Nicht alles ist im Rahmen eines Repair Cafés reparierbar, ein Problem, das alle Reparierenden früher oder später trifft. Nur wohin mit nicht mehr reparierbaren Gütern? Zwei Wege wurden intensiv diskutiert: Die sachgerechte Entsorgung über die BSR-Recyclinghöfe durch die Besucher*innen selber sowie die Anfrage bei Upcycling-Initiativen, die eventuell noch etwas sinnvolles daraus machen können. Für erstere hilft auch der Abfallcheck des BUND Berlin weiter, Upcycling-Initiativen findet ihr unter www.remap-berlin.de.
     

 

Diverses

Diese Nüsse bleiben nach dem Treffen noch zu knacken:

 

Fotos: (c) Daniel Affelt

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