Vernetzungstreffen NORD am 04.07.2015
Am 04.07.2015 fand im wunderschönen Umweltzentrum Gut Karlshöhe das erste Vernetzungstreffen der Reparatur-Initiativen Nord statt. Geladen hatten dazu das Repair Café Sasel in Kooperation mit der anstiftung aus München. (Pressemitteilung (PDF)
Knapp 40 Teilnehmer*innen trotzten den tropischen Temperaturen um sich gegenseitig kennen zu lernen, von den Aktivitäten der anderen regionalen Initiativen zu erfahren und sich über gemeinsame Interessen und Belange zu verständigen.
Dank der hervorragenden Organisation von Kristina Deselaers konnten vier Themen intensiv bearbeitet werden und trotzdem blieb genug Zeit und Muße für persönliche Gespräche und eine Stippvisite bei der zeitgleich vor Ort stattfindenden Reparatur-Veranstaltung. Allgemeines Fazit: Ja, das tut gut. Kennenlernen, Austausch und feststellen, dass man an einem größeren, gemeinsamen Kontext arbeitet und Spaß dabei hat.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen:
Plattform www.reparatur-initiativen.de
Tom Hansing stellte die Arbeit der anstiftung und welche Unterstützung durch das Team der anstiftung aus München im Bereich Reparatur-Initiativen möglich ist, vor. Die Zielsetzung und der bisherige Funktionsumfang der vor einigen Wochen ans Netz gegangenen Informations- und Vernetzungs-Plattform wurde präsentiert und die grundlegenden Abläufe erläutert. Von der personenbezogenen Registrierung, zur Eintragung einer Initiative und ihrer Veranstaltungstermine, bis zur Nutzung der Plattform als Organisationswerkzeug für das gesamte Team mit seinen unterschiedlichen Akteuren innerhalb der Initiative.
Hilfestellungen (Text + Videos) zur Nutzung
Deutlich wurde, dass Organisator*in*innen gerne auf einen Pool von aktiven Reparateur*innen zurückgreifen würden, um für eine Teilnahme an den lokal organisierten Veranstaltungen anfragen zu können. Wenn beispielsweise ein bestimmter Reparatur-Bereich aus dem eigenen Team temporär nicht besetzbar werden kann, könnten Aktive aus anderen Initiativen einspringen. Die Plattform bietet hierfür die nötigen „digitalen Werkzeuge“.
AG Reparatursiegel
Insgesamt sieben Teilnehmer*innen beteiligten sich an der Durchsprache und Optimierung des Projektkonzeptes zum Reparatursiegel, dass von Klaus Kölmel der Göttinger Reparaturcafé-Initiative und Jürgen Hartmann des Repaircafé-Wolfenbüttel vorgestellt wurde. Dabei kamen verschiedene Aspekte der praktischen Beteiligung in den lokalen Initiativen zur Sprache. Deutlich wurde hierbei, dass ein auf die gelebte Praxis und die unterschiedlichen Interessen und Kompetenzen der Reparateur*innen ausgelegtes Konzept entwickelt werden muss und sich womöglich andere Mitstreiter*innen für die Eingabe, der -ggf. auch analog und in Form eines erweiterten Laufzettels erfassten- Daten kümmern müssen.
Die grundsätzliche Idee, die Entwicklungen seit Okt. 2014, Beteiligungsmöglichkeiten und auch die Ergebnisse der jüngsten Besprechung sind in einem eigenen Bereich auf dieser Plattform zusmmengefasst.
Sicherheit
Jürgen Köhler, Reparateur, aktives Mitglied des Repaircafé Sasel und Sicherheits-Fachmann, führte in die Vorkehrungen ein, auf die Veranstalter und Engagierte zum sicheren Betrieb während einer Reparatur-Veranstaltung achten müssen. Sowohl generelle Aspekte zur Gestaltung des Veranstaltungsraumes, wie auch die notwendigen Installationen, um sichere Arbeitsplätze für das Reparieren von Elektrogeräten zu schaffen, wurden ausführlich vorgestellt und gemeinsam besprochen.
Es wurde deutlich, dass den aus dem Leitfaden Sicherheit/Haftung hervorgehenden Risiken praxisnah und laientauglich zu begegnen kein „Hexenwerk“ ist. Dank des umfassenden Wissens und der unaufgeregten Art in die Sicherheitsbelange einzuführen, blieben fast keine Fragen offen. Raumplan und ein Praxisblatt zum sicheren Arbeitsplatz für Elektroreparaturen sind im Bereich Materialien hinterlegt. Hier die direkten links:
Lediglich in Sachen wiederkehrende Prüfungen ortsveränderlicher elektrischer Arbeitsmittel (VDE-Prüfung) war keine allgemeingültige Lösung zu finden. Das Repaircafé Sasel kann ein Prüfgerät leihweise nutzen und Jürgen Köhler hat zur Anwendung eine Fortbildung für einige der Hobbyreparateur*innen durchgeführt (ca. 2,5h). Eine Qualifizierungsmaßnahme, die im Prinzip jede Elektrofachkraft in jeder beliebigen Initiative durchführen könnte (siehe EUP Elektrotechnisch unterwiesene Person im Leitfaden Haftung/Sicherheit). Eine solche Fortbildung gilt immer für ein spezifisches Gerät und nicht allgemein für VDE-Prüfgeräte. Außerdem muss trotzdem eine Elektrofachkraft vor Ort sein, damit die EUPs eigenhändig damit prüfen dürfen.
Der „Königsweg“, um auch VDE-Prüfungen an Arbeitsgerät, Installationen und Reparaturgeräten durchführen zu können, ist die Einbindung von Fachkräften, die durch ihre Qualifikation dazu berechtigt sind. Diese könnten entweder selbst die Prüfungen vornehmen, oder ehrenamtlich Aktive im oben beschriebenen Sinne am Prüfgerät fortbilden. Wichtig ist, dass dieses Gerät dann auch für die Veranstaltungen (leihweise) zur Verfügung steht. Womöglich läßt sich die ein oder andere lokal ansässige Fachkraft ja als ehrenamtlicher Mitstreiter gewinnen?
Ein Anschreiben zur Kontaktaufnahme ist im Bereich Materialien hinterlegt.
Reparieren als Bildungsansatz, um Heranwachsenden nachhaltiges Handeln nahezubringen
Dinge der eigenen Alltagswelt (z.B. Spielzeug, Fahrzeuge) zu bearbeiten, ist für Kinder und Jugendliche besonders spannend. Viele von uns machen in unterschiedlichen Projekten mit Kindern die Erfahrung, dass sie Freude daran haben Handwerkliches zu entdecken und auszuprobieren und dadurch wichtige Bezüge ihres eigenen Handelns für die Umwelt herstellen können.
- Ziele: Eigenvermögen ausbilden, Hand- mit Kopfarbeit verbinden, technische Dinge nicht nur benutzen, sondern verstehen, wie sie funktionieren.
- Altersmäßig kann dafür erfahrungsgemäß ab 7/8 Jahren angesetzt werden. Optimal sind die feinmotorischen und intellektuellen Voraussetzungen mit 10-12 Jahren.
- Es gibt bereits tolle Ansätze, wie etwa Fahrradtag an Schulen: Polizei checkt die Räder der Kinder, Reparatur-Initiative repariert mit den Kids, was nicht i.O. ist, dann gibt es den zweiten Polizei-Check, zum Schluss eine Prüf-Plakette. Danach dürfen die "ausgezeichneten" Räder auf einem Parcours gefahren werden.
- Kooperationen mit Sportvereinen, Feuerwehren oder anderen Institutionen, die Kinder- und Jugendarbeit machen, erscheinen sinnvoll.
- interne Reparatur-Projekte mit Kindern und Jugendlichen in Schulen: Raum vorhanden und leer an Wochenenden/ unter der Woche am späten Nachmittag. Eltern und Lehrerschaft eignen sich zum „Experten-Recruiting“. Teilweise gibt es ausgestattete Werkräume.
Ansatzpunkte: Schul-Repair-Café, Projektwoche, Nachmittagsbetreuung ...
-externe Bildungsangebote für Schulklassen: Ein Beispiel ist das erfolgreich angelaufene Pilotprojekt in Hamburg, Repair Café Kids. Ziel ist das erprobte Konzept als „best practice“-Leitfaden auszuarbeiten und anderen interessierten Reparatur-Initiativen zur Verfügung zu stellen. Bald mehr dazu! Das Projekt wird außerdem im Rahmen des Vernetzungstreffen 2015 am 10.Oktober in Berlin vorgestellt und diskutiert.
- Sonderfall Jugendliche: zentrales Element im Alltag von 12 -18 Jährigen ist die digitale Welt. Es braucht altersgerechte Anreize, um sie mit Reparatur-Projekten zu erreichen. Idee: Studenten von der Uni finden hier am ehesten Themen und den passenden Look /Ton. Möglicherweise lohnt eine Kooperation, d.h. mit und von ihnen Ideen, Konzepte und Projekte entwickeln zu lassen.
Eine große Frage, die nach der Diskussion blieb: Wie erreicht man mit all dem eine Breitenwirkung in der nachwachsenden Generation? Auch Projekte, wie RC Kids haben das Problem, dass nur einzelne Klassen punktuell in den Genuss eines solchen Angebotes kommen. Können wir mit unserer Bewegung den Boden bereiten für die Einführung des Unterrichtsfachs "Nachhaltigkeit"?
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